Wing Tsun oder gerne auch "chun" geschrieben ist ein südchinesischer Kampfkunststil, der bekannt ist für seine einfach anmutende, direkt Art zu kämpfen und seine fließenden, weichen Bewegungen. Daher ist Wing Tsun auch größtenteils bekannt als "weicher" Stil, eigentlich ist er aber eine Mischung aus hart und weich. Diese weichen Bewegungen kommen daher, das Wing Tsun von einer Frau für eine Frau entwickelt wurde und erst im Laufe seine Entwicklungsgeschichte immer weiter verfeinert wurde. Durch diese weiche Komponente gepaarten mit direkten, stellenweise sehr gefährlichen Angriffstechniken kann Wing Tsun leicht die Anforderungen einer realistischen Selbstverteidigungsmethode erfüllen.
Was unterscheidet Wing Tsun von Kampfsportarten?
Eine Kampfsportart ist in der Regel ein Kampfsystem, welches wichtiger Bewegungen und gefährlicher Techniken beraubt wurde. Dies war nötig, um einen sportlichen Wettkampf und den Vergleich zweier Athleten erst möglich zu machen. Denn in einem Kampfsystem wird die bessere Bewegung eine schlechtere Bewegung immer besiegen, sprich umso höher der Wing Tsun'ler ist, umso eher wird er immer gewinnen. Egal ob sein Kontrahent jünger oder stärker ist!
Und in einem Kampfsystem sind noch alle gefährlichen Techniken enthalten, da ja ein Kampfsystem das schnelle besiegen des Gegners ermöglichen soll. Damit wäre aber jeder Wettkämpfer der ständigen Gefahr ausgesetzt bei einem Wettstreit schwer verletzt oder vielleicht sogar getötet zu werden. Daher gibt es solche Techniken in keinem Wettkampfsport!
Auch sind in echtem Kampfsystem wenig artistische Bewegungen zu sehen und es wird kein echtes „Kräftemessen“ geben, weil sonst wieder der Stärkere über den Schwächeren triumphieren würde. So ist es auch im Wing Tsun, denn Wing Tsun funktioniert bei jedem Geschlecht und jedem Alter und kann von jedem erlernt und ausgeübt werden! Im Wing Tsun wurden alle Techniken auf ihre Wirkung hin maximiert. Die Bewegungen sind meist kurz und gerade (also entlang einer Geraden, denn im Fortgeschrittenen Stadium des Wing Tsun nutzen alle Bewegung eine ellispenartige Bewegung aus der Körpermitte heraus). In der Regel wird keine starre Muskelkraft, sondern die Elastizität des eigenen Bewegungsapparates ausgenutzt. Dies geschieht durch eine Kombination aus Gewichtsverlagerung (Schritttechniken), spontaner schneller Streckbewegung (Peitschenkraft) aus dem Körpermittelpunkt heraus um so mit einem relativ kleinen Anteil eigener Muskelkraft zu arbeiten.
Ein typisches Element (im Anfängerstadium des Wing Tsun) einiger Wing-Tsun-Stile ist der Kettenfauststoß auf naher Distanz als Folgetechnik. Man sagt, ein geübter Wing-Tsun-Kämpfer könne davon etwa acht bis zehn Schläge pro Sekunde ausführen. Darüber hinaus entfalten alle Techniken erst in der Kombination miteinander ihre volle Wirkung, wobei es letztlich unerheblich ist, ob Fauststöße oder Handflächenschläge zum Einsatz kommen. Die Kraft des Gegners wird durch Schritttechniken, wie Wendungen, neutralisiert und gegen ihn verwendet (Gleichzeitigkeit von Angriff und Abwehr): Der Angriff ist die Verteidigung. Ein Schlag des Gegners wird so beispielsweise durch einen konternden Gegenschlag abgewehrt.
Der Stil ist weiterhin durch seine Trittarbeit charakterisiert, die nur sehr wenige Grundtritte umfasst und mit der im allgemeinen nur niedrige Ziele bis etwa zur Höhe der Hüfte angegriffen werden. Ziele dieser Tritte sind insbesondere Kniegelenk, Oberschenkelansatz und Unterleib des Gegners.
Wing Tsun ist damit eine sehr effektive Kampfkunst die in der nahen Distanz auf vom Gegner initiierte Aktionen reagiert. Durch diese "softe" Komponente kann Wing Tsun dem oft angeführten Anspruch der realistischen Selbstverteidigung auf für körperlich schwächere Menschen leicht gerecht werden. Wing Tsun ist ein ausgeklügeltes und flexibles Kampfsystem, das so denn meisten Menschen erlaubt einen beachtlichen Leistungsstand in der Selbstverteidigung zu erreichen und sich somit für einen potentiellen Angreifer relativ ungenießbar zu machen.
Auch ist es für einen Wing-Tsun-Kämpfer nicht von Bedeutung, welchen Stil der Aggressor hat. Ein Straßenkämpfer, welcher keinen bekannten Kampfstil hat, bzw. seinen eigenen freien Kampfstil entwickelt hat, ist von den potentiellen Aggressoren am gefährlichsten einzustufen. Daher lernt der Kämpfer im Wing Tsun, sich so vor dem Angreifer zu positionieren, dass alle möglichen Angriffsvarianten des Gegners im Vorfeld schon gestört werden oder man versucht, möglichst früh mit dem Aggressor Kontakt aufzunehmen. Im Chi-Sao-Training lernen die Schüler, die Kraft des Angreifers zu „erfühlen“ und dementsprechend zu reagieren, um möglichst wenig darauf angewiesen zu sein, Angriffe optisch zu erkennen. Dabei befolgt der WT´ler die Regeln der vier Kampf- und Kraftprinzipien. (Siehe weiter unten)
Ist Wing Tsun der reine körperliche Kampf?
Nein, nur dem ersten äußeren Anschein nach, denn am Anfang erlernt der Wing Tsun Schüler effektiv anzugreifen und erfährt eine besondere Bewegungsschulung (Formen, Chi-Sao usw.), die die nötigen Verteidigungs-„Bewegungen“ unmittelbar an den Angriff angepasst und vom Körper des Wing Tsun'lers spontan kreiert werden lässt. Denn genau in dieser Bewegungsschule versteckt sich das Geheimnis des Wing Tsun.
Wing Tsun und die Kraft der Anpassungsfähigkeit
Löse Dich von Deiner eigenen Kraft – löse Dich von der Kraft Deines Gegners – füge Deine Kraft dem Gegner hinzu. Ähnlich wie Wasser soll der Meister des Wing Tsun nicht gegen die Kraft des Angreifers arbeiten, sondern mit sanften Druck diese spüren und sich ihr anpassen, denn nur so kann er in die entstehenden Lücken fließen und den Gegner ohne eigene Kraft und Aggression besiegen.
Denn Wasser kann hart und auch weich sein, und umso weicher es wird umso leichter besiegtes es auch den härtesten Stein.
Wing Tsun lehrt sich zu bewegen, zu fühlen und sich zu verteidigen!
Wie erlernt man Wing Tsun
Das Wing Tsun System fußt im wesentlichen auf Formen und Partnerübungen. In den Formen lernt man grundlegende Bewegungsmuster und Verhaltensweisen, die parallel mit einem Trainingspartner automatisiert werden. Diese Formen sind mehr oder minder fest gelegte Abläufe von Techniken, die der Schüler alleine durchführt. Die ersten Grundlagen des Wing Tsun werden in den Formen erlernt und geübt. Formen sind festgelegte Abfolgen von Techniken, die jeder Schüler alleine durchführt. Die Formen in den chinesischen Kampfkünsten entsprechen ungefähr dem, was in den japanischen Kampfkünsten als Kata bekannt ist. Die Reihenfolge und Anzahl der Formen ist in den verschiedenen Wing Tsun Familien oftmals sehr unterschiedlich. In manchen Wing Tsun Familien wurden Formen hinzugefügt, in anderen werden einige Formen nicht unterrichtet.
Die bekanntesten Formen sind:
Siu Nim Tao / Siu Lim Tao („eine kleine Idee Form“): Es werden die grundlegendsten Armtechniken isoliert für sich oder in einfachen Kombinationen geübt. Beintechniken kommen hier in Form des stabilen Standes vor. Ein wichtiger Aspekt dieser Form ist die Haltung und das Verhältnis von Spannung und Entspannung, der Bewegungen der Arme von Punkt zu Punkt (Punkttherorie) und das entstehen so genannter "innerer Kraft" auf vertikaler Bewegungsachse. Auch wird das erste Bewegungsprinzip "Hand vor Fuss" zur Abwehr bzw. Distanzüberbrückung vermittelt.
Chum Kiu / Cham Kiu („Suchende Arme“ / „eine Brücke bauen“): Basistechniken mit ersten Fußtechniken. Hier werden verschiedene Techniken in Kombinationen geübt, insbesondere das Zusammenspiel von beiden Armen, Beintechniken und Schritttechniken. Das entstehen "innerer Kraft" über die horizontale Bewegungsachse wird in den WT'ler eingefügt und er erlernt, seine Kampfdistanz zu erweitern und "lange" Brücken zum Gegner zu schlagen. (Kue Sao)
Mok Jan Chong / Mok Jan Jong („Holzpuppe“): Dient als Ersatz für einen Trainingspartner und zum intensitätsorientierten Training. Bewegungen werden hier einstudiert und Fehler beseitigt, es wird gelehrt wie man mit der Kraft des Gegners arbeitet (nutze die Kraft des Gegners gegen ihn), es wird vermittelt wie man den Gegner über die Flanke isoliert und der WT'ler beginnt parallel dazu mit dem "Iron Palm" Training, der Abhärtung der Hände, Unterarme und Waden bzw. Schienbeinmuskeln. Auch werde weitere Tritt- und Armtechniken isoliert und in Kombination hinzugefügt.
Tripodalform (Tritt-Form): Hier werden zur den Tritten der Mok Jan Chong und der Chum Kiu noch weitere Tritttechniken hinzugefügt, und der Wing Tsun'ler kann zu einem wahren Trittkünstler werden.
Bju Tse / Biu Tze („Stoßende Finger“): Bisweilen als Notfall-Form bezeichnet, in der Techniken erlernt werden, um aus ungünstigen Kampfpositionen in aussichtsreiche zurückzugelangen. Auch wird die Biu Tze als die Form des Wing Tsun angesehen, die finale Tötungstechniken in das System integrieren. Dazu werden die Vitalpunkttechniken des "Di Mak" vermittelt (jede Berührung bereitet dem Gegner Schmerzen), der WT´ler lernt seine Gelenke wie Ketten oder eine Peitsche zu benutzen (die Kraft der sieben Sterne) und so wird die elastische Angriffskraft des Körpers auf das Maximum trainiert.
Bruce Lee sagte, als er auf die Biu Tze angesprochen wurde: "One shot, one kill". Dies zeigt die Gefährlichkeit des Wissens um diese Form. Wie weit Bruce Lee wirklich alle Techniken, Prinzipien und Mottos der Biu Tze erlernt, ist aber nicht bekannt. Denn ein alter chinesischer Spruch sagt, das die Biu nicht das Haus verlässt. Das heißt, nur Schüler, die sich wirklich als Charakterstark genug erwiesen haben, dürfen diese waffenlose Form des Wing Tsun erlernen. In manchen WT Familien wird auch parallel dazu das "Iron Shirt" trainiert, die Abhärtung des eigenen Körpers.
Luk Dim Bun Guan / Luk Dim Ban Kwun („Langstock“): Sinn ist hier ist es, die als Kraftquelle zu nutzen und so die Fauststöße wirklich zerstörerisch zu machen. Und anderem werden durch den Langstock die waffenlose Kampfstruktur des Wing Tsun'lers weiter verbessert, er lernt die Linien besser zu verstehen, seine Schrittarbeit wird erweitert und flexibler und er trainiert die optische Wahrnehmungsfähigkeit. Mit Beendigung des Studiums des Langstocks hat der Wing Tsun'ler die Fähigkeit entwickelt, optisch auf lange Distanz zu waffenlos meisterlich zu kämpfen.
Pa Cham Dao / Bart Cham Dao („Doppelkurzschwerter“, „Doppelmesser“ oder „Schmetterlingsmesser“): Hier werden weitere Schritttechniken ins Waffenlose eingebaut und der Übende maximiert die Kraft seiner Armtechniken noch einmal deutlich. (Die Biu Tze Techniken werden durch die Doppelmesserform nochmal weiter verbessert). Auch heute noch sind die wahren Techniken der Doppelmesser auch in Kreisen der Wing Tsun'ler ein geheimes Wissen.
Die Formen bauen aufeinander auf und unterstützen sich gegenseitig. So ist eine ständige Weiterentwicklung des Übenden zu beobachten sowie mit dem Erreichen einer höheren Form die Änderung der unteren Formen. Der Ablauf des Unterrichtssystems und der Formen ist in groben Zügen seit mehreren Jahrhunderten relativ gleich überliefert worden, jedoch gibt es Unterschiede in den Formen und den Partnerübungen. Diese spiegeln natürlich auch unterschiedliches Verständnis und Interpretation der Techniken und Prinzipien wider und von „Familienlinie zu Familienlinie“ variiert in der Regel wenigsten eine Form. Es sind aber in der Geschichte des Wing Tsun auch immer wieder Weiterentwicklungen am System vorgenommen worden. Der Unterricht im Wing Tsun ist von Partnerübungen dominiert, bei dem die Trainingspartner bestimmte Bewegungsmuster eines Kampfes wiederholen, oder er findet an einem hölzernen Trainingsgerät, dem Muk Yan Jong oder auch einfach nur Wooden Dummy, statt. Je nach Erfahrung der Übenden variiert dabei Geschwindigkeit, Intensität wie auch Komplexität der Übungen bis hin zum Freikampf/Sparring. Ziel dieser Übungen ist es, den Lernenden durch langsame und sich oft wiederholende Bewegungsabläufe bestimmte Bewegungsmuster einzuschleifen, die im Ernstfall unbewusst abgerufen werden können.
Auch heute noch werden zuweilen Änderungen in der Ausführung eingeführt, was mit der Lebendigkeit der Kampfkunst erklärbar ist. Hierzu gibt es Meinungsverschiedenheiten bei den Anhängern verschiedener Stilrichtungen. Insider können an Details der Ausführung erkennen, bei wem der Schüler gelernt hat.
Ein essentieller Bestandteil des Wing Tsun ist das Chi Sao („Klebende Hände“). Chi Sao trainiert in erster Linie die taktilen Reflexe und außerdem Standfestigkeit und Balance, den richtigen Abstand zum Gegner in der Nahdistanz. Erstgenannte sensibilisieren das Gespür für Lücken in der gegnerischen Abwehr, wodurch auch das aktive Provozieren von Fehlern beim Gegner ermöglicht wird. Chi Sao ist keine eigenständige Technik für den freien Kampf, sondern ein Trainingshilfsmittel. Die Besonderheit am Chi Sao ist, dass der Schüler von den langsameren visuellen Reflexen weg zur taktilen Wahrnehmung in der Nahdistanz hin erzogen wird. Es wird hier davon ausgegangen, dass es in der Nahdistanz, die oft auch als „Trappingdistanz“ bezeichnet wird, nicht mehr rechtzeitig möglich ist, gegnerische Aktionen visuell zu erkennen und abzuwehren. Daher wird mit dieser Trainingsmethodik der Kontakt zum Gegner ausgenutzt, um dessen Aktionen über den schnelleren Tastsinn erkennen zu können.
Beim Chi Sao stehen sich zwei Trainingspartner in einer festgelegten Ausgangsstellung gegenüber und nehmen mit den Armen Kontakt zueinander auf. In der Regel wird dann mit festgelegten Anfangsbewegungen (z. B. „rollende Arme“) begonnen, worauf dann zu freier Anwendung verschiedener Techniken übergegangen wird. Chi Sao kann entweder als feste Folge von Techniken mit verschiedenen Übergängen trainiert werden, die dann frei variiert werden können, oder es wird das sogenannte Go Sao trainiert, welches eine Art Sparring auf Chi-Sao-Distanz darstellt. Hierbei gibt es keinerlei Regeln zu Abläufen, es ist ein freier Kampf in der Nahdistanz.
Da Wing Tsun auf den ersten Blick im Anfängerbereich ein Nahkampfsystem ist, wird das Chi Sao (Gefühlstraining) des Wing Tsun von vielen als eine der wichtigsten Trainingsmethoden (in Wirklichkeit ist sie eine von vielen) bezeichnet. Dieser Trainingskomplex zeigt in beeindruckender Weise, wie flexibel und ausgeklügelt Wing Tsun ist. Man erlernt hier, auf nahe Distanz in Bruchteilen von Sekunden Techniken anzuwenden und den jeweiligen Situationen anzupassen oder man erlernt das Versetzen der Positionen um gegnerische Angriffe schon im Ansatz zu vereiteln. Es unterstützt somit auch einen Grundpfeiler des Wing Tsun: die Einfachheit!
Die Prinzipien im Wing Tsun
Eine besondere Charakteristik von Wing Tsun ist auch das Denken in Prinzipien. Man könnte sie auch als Weisungen oder Orientierungshilfen bezeichnen. Diese Prinzipien sind bewusst in der reflexiven Befehlsform formuliert, so dass klar definiert ist, was zu tun ist. Ein entscheidender Vorteil ist die Allgemeinheit, Allgemeingültigkeit und Übertragbarkeit der Prinzipien. Beachtet ein Schüler die Prinzipien, so verhält er sich auch in vollkommen unbekannten Situationen korrekt bzw. macht im Normalfall zumindest keine gravierenden Fehler.
Die hier aufgeführten Prinzipien stellen eine kleine, beispielhafte Auswahl dar, wie sie in unterschiedlichen Wing-Tsun-Stilen vorkommen können. Die Prinzipien variieren von Stil zu Stil mitunter sehr stark. Beispielsweise im Wing Tsun und dessen Derivaten lehrt man folgende Prinzipien:
Die Kraftprinzipien:
- Befreie dich von deiner eigenen Kraft und lasse Dich nicht von ihr behindern.
- Befreie dich von der Kraft deines Gegners.
- Nutze die Kraft des Gegners.
- Füge deine eigene Kraft zu der des Gegners hinzu.
Die Kampfprinzipien:
- Ist der Weg frei, stoß vor oder Zögere nicht, wenn der Weg frei ist.
- Bekommst du Kontakt, bleib kleben oder suche den Kontakt und bleibe kleben.
- Ist die Kraft des Gegner zu groß, gib nach und nutze sie.
- Weicht der Gegner zurück, folge. (Das Prinzip des „einen Schattens“)
Dies sind nur einige Beispiele von sogenannten Kuen Kuits. Diese müssen noch mit Konzepten und Mottos angereichert werden und erst dann funktionieren sie vollständig. Leider wird das Wissen um die Konzepte, Mottos und Prinzipien heute in Deutschland nur noch in sehr wenigen Schulen vermittelt. (z.B. diese, meist bekannten "Kampfprinzipien" können zwar viele Vertreter des Stils Wing Tsun oder der anderen Schreibweisen aufsagen, aber nutzen können sie sie meistens nicht)
Auch das Wissen in den Formen und den Trainingsprinzipien ist in Deutschland meist nur noch sehr lückenhaft vorhanden. Das bedingt sich daraus, das in den Europäischen Anfängen des Wing Tsun meist astronomische Summen für Formen oder Zwei-Mann-Sektionen von einem einzelnen Anbieter verlangt wurden oder der Schüler lange Wartezeiten auf sich nehmen musste, und trotzdem nicht das komplette inhaltliche Wissen, sondern nur die äußeren Formen vermittelt wurden. Unter dem Deckmantel der "Liberalisierung" im WT in Deutschland begann dann vor ca. 10 Jahren eine Art Gegenbewegung oder ein "Ausverkauf", bei dem namhafte Lehrer des WT anfingen, Formen und Inhalte auf Seminarbasis meistbietend zu verkaufen. Heute kann man in Medien wie youtube oder ähnlichen Portalen selbstgedrehte Videos selbst zu höchsten Formen wie der Holzpuppe oder der Biu Tze finden. Oder windige Geschäftemacher verkaufen Videos zum Selbststudiums solcher Formen, nur mit dem Ziel sich ihre eigenen Taschen zu füllen.
Hiervon kann sich die Fachschule für Wing Tsun nur deutlich distanzieren, und ein Überprüfen fast aller Schüler aus solchen "Schnellstudiengängen" hat gezeigt, das WT nicht per Mausklick oder Wochenendseminar vermittelt werden kann. Geprellte sind meistens die Schüler, die nur Geld ausgegeben aber kein wirkliches Wissen bekommen haben.
Hier in der Fachschule für Wing Tsun entscheiden weder hohe Geldsummen noch lange Wartezeiten, sondern es wird nur das charakterliche Streben der Schüler nach Verständnis bewertet.